Burnout


Ehekrise durch Burnout

Erklärt von Dipl.-Psychologin und Psychologischer Psychotherapeutin Micaela Peter, Paartherapie, Hamburg

Micaela Peter ist Expertin für das Thema Burnout. In ihrem im April 2013 erschienenem Buch „Burnout – Falle Lehrerberuf“ gibt es einen Burnout Test sowie weitere diagnostische Fragebögen und Checklisten, um den Grad der persönlichen Betroffenheit besser einschätzen zu können. Dies kann auch im Rahmen einer Therapie erarbeitet werden.

Burnout, übersetzt mit „Ausgebranntsein“, versteht sich als ein Zustand innerer Erschöpfung sowie verminderter Leistungsfähigkeit. Es handelt sich um einen schleichenden und anhaltenden Prozess, der mit einer Vielzahl an vegetativen und psychosomatischen Beschwerden einhergeht. Dies tritt insbesondere bei Menschen mit hoher Leistungsbereitschaft, Leidenschaft und Kreativität auf, da diese Personen sich von der wiederholten Verausgabung nicht ausreichend erholen. Zu Beginn besteht der Drang nach Selbstverwirklichung und Leistungsstreben, so dass entstehende Probleme zunächst nicht erkannt oder verleugnet werden, da sie oftmals mit dem Selbstbild kollidieren. Schließlich ziehen die Personen sich sozial zurück, vermeiden Kontakte mit Freunden, Kollegen, Familienmitgliedern und befinden sich in einem Zustand innerer Leere und Hilflosigkeit. Die Betroffenen empfinden durch die ständige Überlastung starke Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Antriebsschwäche. Durch vermehrt fehlende Erfolgserlebnisse wird das Erleben von Misserfolg und Scheitern begünstigt, die Betroffenen entwickeln häufig Zukunfts- und Versagensängste. Das Gefühl der Ohnmacht und völligen Erschöpfung stellt den Endzustand eines Prozesses dar, welcher zunächst mit Begeisterung, Engagement, Tatkraft und Enthusiasmus begonnen hat. In dieser letzten Phase des Burnouts kann es zu einer schweren Depression mit starken Gefühlen der Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit kommen.

Die Ursache für die Entwicklung von Burnout liegt neben gesellschaftlichen vor allem in personenbezogenen und arbeitsbezogenen Faktoren begründet. Durch die Kombination aus persönlich überdurchschnittlichen Leistungsansprüchen und hohem emotionalen Engagement können die eigenen Ansprüche oft nicht mehr erfüllt bzw. aufrechterhalten werden. Entscheidend für die Entwicklung eines Burnout-Syndroms sind einerseits die realen Belastungen als solche, vor allem aber auch die unzureichenden oder ungünstigen Bewältigungsstrategien der Betroffenen, die oftmals auf erste Leistungseinbrüche mit vermehrtem Einsatz reagieren. Burnout Betroffene haben in der Regel keine förderliche Balance zwischen Arbeit und Freizeit- bzw. Erholungsverhalten. Da es sich bei Burnout um keine eindeutig definierte Krankheit handelt, bestehen keine seriösen Häufigkeitsangaben zu diesem Phänomen. Dennoch hat die Bedeutung des Krankheitsbildes in den letzten Jahren stark zugenommen, da es mittlerweile in den meisten Berufsgruppen vorzufinden ist.

Partnerschaften werden stark in Mitleidenschaft gezogen, wenn einer der Betroffenen in einem Burnout Prozess steckt. Bis zu einem bestimmten Moment findet die Leugnung statt, in der Regel werden Partner daher nicht involviert, sie bleiben in Unkenntnis der Ängste, des Leidensdrucks sowie der Selbstwertproblematik des Betroffenen. Aufgrund der starken Erschöpfung und des sozialen Rückzugs fehlen den betroffenen Paaren ausgleichende, regenerierende gemeinsame Tätigkeiten, die Spaß, Leichtigkeit oder Genuss generieren könnten. Durch den sozialen Rückzug sowie den verminderten Antrieb, die zunehmende Lustlosigkeit, insbesondere auch in sexueller Hinsicht sowie letztlich durch die zunehmende emotionale Abflachung des Betroffenen werden die Partner in besonderer Weise verunsichert. Oftmals beziehen sie die Symptome auf sich, glauben nicht mehr liebenswert oder interessant genug für den Partner zu sein.

Professionelle Hilfe bei Burnout?

Viele Betroffene sind hilflos. „Was tun bei Burnout?“, wenn man selbst oder der Partner unter Burnout zu leiden scheint. Eine Paarberatung ist insbesondere dann indiziert, wenn der Betroffene nicht in einer eigenen Behandlung ist und dort keine Anhaltspunkte erhält, wie er sein soziales und partnerschaftliches Leben und Erleben wieder aktivieren und befruchten kann. Partner können in unterstützender Weise in den Heilungsprozess einbezogen werden, indem sie beispielsweise dafür sorgen, dass die Freizeitgestaltung sowie das Erholungsverhalten des Paares und somit auch des Betroffenen zentrale Beachtung findet.

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