Untreue


Untreue in der Partnerschaft

Erklärt von Dipl. Psychologin und Psychologischer Psychotherapeutin Micaela Peter, Paartherapie, Hamburg

Viele Paare kommen in die Beratung, nachdem eine Affäre eingeräumt oder herausgefunden wurde. Der Betrogene ist in der Regel zutiefst verletzt und gekränkt, der Partner hat in der Regel mit Schamgefühlen sowie mit einem belasteten Gewissen zu kämpfen. Meist gibt es eine vorwurfsvolle Verteilung von Schuld und Verantwortung, eine klare Zuschreibung von Opfer und Täter. Das Vertrauen ist zunächst zerstört, die Fähigkeit zur Vergebung selten gegeben.

Erfahrungsgemäß kann diese Krise jedoch eine außerordentliche Chance für jedes betroffene Paar sein, herauszufinden, woran die Partnerschaft erkrankt ist. Nur selten entwickelt sich ein Verhältnis oder auch ein einmaliges Fremdgehen aus Gewissenlosigkeit, Rücksichtslosigkeit, Egoismus, Leichtfertigkeit oder Ignoranz. Viel häufiger hat es schon lange Zeit zuvor an Nähe, Intimität, Sexualität, Austausch, Anerkennung oder Wertschätzung gemangelt. Selten verfolgen Seitensprünge den langfristigen Ausstieg aus der Beziehung, viel häufiger werden Sehnsüchte und unerfüllte Bedürfnisse kompensiert oder das angeschlagene Selbstwertgefühl aufpoliert. Doch auch in guten, gesunden und glücklichen Beziehungen kommt es zu Untreue. Dies ist für den betrogenen Partner häufig nicht verständlich oder nachvollziehbar, hier helfen professionelle Erklärungsmodelle.

Untreue verarbeiten, die Chance zur Veränderung in der Krise sehen

Wenn das Paar mutig ist, sich nicht in Vorwürfen und Schuldzuweisungen verliert, sondern aufrichtig und wahrhaftig ins Gespräch miteinander kommt, gibt es eine gute Chance in der gemeinsamen Arbeit, die in Mitleidenschaft gezogene Beziehung wieder neu zu beleben und Verlorenes zurückzuerobern.