Lösungsfokussierte Kurztherapie


Lösungsfokussierte Kurztherapie als therapeutische Maßnahme

Erklärt von Dipl.-Psychologin und Psychologischer Psychotherapeutin Micaela Peter, Verhaltenstherapie, Hamburg

Die lösungsfokussierte Kurztherapie ist eine besondere Form der Gesprächstherapie, bei der der Fokus primär auf der Wahrnehmung eigener Ressourcen, Wünsche und Ziele liegt. Persönliche Defizite sowie die Entstehungsbedingungen der Problematik werden nur sekundär betrachtet. Die lösungsfokussierte Kurztherapie bedient sich methodischer Elemente der Systemtheorie, des Konstruktivismus, der Hypnotherapie, der Kommunikationsforschung sowie der aktuellen Hirnforschung zur Neuroplastizität. Dieser therapeutische Ansatz bekennt sich zur Einfachheit, da nicht das Verstehen von Situationen und Systemen, sondern das Beobachten positiver Aspekte des Gesamtkontextes im Vordergrund steht. Diese Ressourcen, Fähigkeiten oder Stärken werden in kleinen Schritten zunehmend ausgeweitet und verstärkt.

Auf diese Weise rückt anstelle der Problemorientierung (das Verstehen und Bearbeiten von dysfunktionalen Gedanken, Gefühlen oder Handlungsweisen) das gezielte Ermitteln der bereits bestehenden persönlichen und sozialen Kompetenzen, wodurch sich neue positive Perspektiven und Lösungen entwickeln lassen. Als weiterer verstärkender und positiver Effekt führt die Veränderung des eigenen Verhaltens der Person zu weitläufigen Veränderungen des Verhaltens der anderen beteiligten Personen, sodass sich eine neue, förderlichere Dynamik und Interaktion in problematischen oder schwierigen Kontexten entwickeln kann.

Dieser im Mittelpunkt der ressourcenorientierten Interventionen stehende Prozess, verzichtet auf Diagnosestellungen, erfolgt interaktiv und bedient sich einer einfachen Alltagssprache. Eine wichtige Voraussetzung in der lösungsfokussierten Beratung ist die optimistische Erwartungshaltung des Klienten, sodass Möglichkeiten zur Veränderung und Verbesserung der Situation angenommen werden können.

Ein Beispiel für die lösungsfokussierte Kurztherapie und ihre Wirkungsweise

Leidet eine Person zum Beispiel an einer sozialen Phobie, hat Angst vor sozialer Bewertung sowie davor, im Mittelpunkt zu stehen, so werden in der gemeinsamen Arbeit weniger die Auslöser der Problematik, sondern vielmehr die dennoch bereits bestehenden positiven Fähigkeiten der Person betrachtet und hervorgehoben.

Häufig wird die Frage „Wie fühlen sie sich dabei?“ benutzt, um den impliziten Grundannahmen und ungünstigen Überzeugungen auf die Spur zu kommen. Der Therapeut hat dabei die Aufgabe, die Versuchung des Klienten abzuwenden, sich auf die Problematik der Situation zu fokussieren. Stattdessen werden neue Lösungsansätze über Ressourcen des Betroffenen entwickelt und in den Fokus der Betrachtung gerückt. Dadurch erfährt die Person mit sozialer Phobie zunehmend Zutrauen in eigene Fähigkeiten und verstärkt die Selbstsicherheit, Probleme künftig aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln lösen zu können.